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Berufsvorbereitung BS F » 2. Grundlagen und Leitgedanken » 2.1 Entwicklungsbezogene Kompetenzen

2.1 Entwicklungsbezogene Kompetenzen

Erziehung, Unterricht und Förderung in der Berufsschule zur sonderpädagogischen Förderung orientieren sich an den individuellen Unterstützungs- und Förderbedürfnissen der Jugendlichen. Der Erwerb von fach- und berufsbezogenen Kompetenzen ist eng verknüpft mit der Weiterentwicklung und Festigung der übergreifenden, entwicklungsbezogenen Kompetenzen in den Bereichen Motorik und Wahrnehmung, Denken und Lernstrategien, Kommunikation und Sprache sowie Emotionen und soziales Handeln.

 

Motorik und Wahrnehmung

Motorische Fähigkeiten und Wahrnehmungsprozesse sind die Grundvoraussetzungen für den Aufbau von Handlungen und die Bildung kognitiver Strukturen.

Im Mittelpunkt eines Unterrichts, der Motorik und Wahrnehmung fördert, stehen altersentsprechend motivierende und berufsbezogene Handlungssituationen. Um dem Bewegungsdrang oder der Bewegungsarmut zu begegnen, gilt es, die Eigenaktivität der Jugendlichen zu unterstützen, ihre Bewegungsimpulse zu stärken und individuelle Bewegungs- und Handlungsspielräume zu erweitern.

Die Inhalte des Entwicklungsbereichs Motorik und Wahrnehmung sollen unterrichtsimmanent erfolgen und stehen zudem in enger Verbindung zu den Inhalten des Lernbereichs Sport.

 

Denken und Lernstrategien

Denkleistungen setzen sich aus einer Vielzahl geistiger Vorgänge zusammen, welche die Auseinandersetzung mit der Umwelt sowie kompetentes Handeln ermöglichen. Zu entscheidenden Elementen des Denkens zählen Aufmerksamkeit, Symbolverständnis, Begriffsbildung, Kategoriebildung und die Fähigkeit zu strukturieren. Daneben sind Erinnerungs- und Vorstellungsvermögen sowie abstrahierendes und kreatives Denken von besonderer Bedeutung, um ziel- und situationsorientiert handeln zu können.

Mit der (Weiter-)Entwicklung des Denkvermögens ist die Ausbildung und Festigung von Lernstrategien eng verbunden, mit deren Hilfe Lernpotenziale erfolgreich genutzt werden können. Lernen wird als selbstständige und entwicklungsfördernde Auseinandersetzung des jungen Erwachsenen mit seiner Umwelt verstanden. Somit ist es Aufgabe der Lehrkraft, im Unterricht Bedingungen zu schaffen, die den Prozess der kognitiven Aktivierung auslösen und unterstützen können. Ein Unterricht, der Denken fördert, gibt Raum für entdeckendes, handelndes und problemorientiertes Lernen.

 

Kommunikation und Sprache

Der Entwicklungsbereich Kommunikation und Sprache ist im Hinblick auf die gesellschaftliche und berufliche Eingliederung der jungen Erwachsenen mit sonderpädagogischem Förderbedarf von großer Bedeutung und stellt die Entwicklung einer situationsangemessenen sprachlichen Handlungskompetenz in den Mittelpunkt.

Grundlegende Sprachdimensionen wie auditive Wahrnehmung, Sprach- und Anweisungsverständnis, Aussprache und Redefluss, Wortschatz und Satzbau schaffen in Wechselwirkung mit nonverbaler und verbaler Kommunikation die Basis für eine gelingende sprachliche Entwicklung und Sozialisation. Jugendliche und junge Erwachsene erwerben im Dialog kommunikative Fähigkeiten und wenden diese in unterschiedlichen Alltags- und Berufssituationen an.

Sprachfördernder Unterricht regt zu aktivem Sprachgebrauch an und schafft kommunikationsförderliche Unterrichtssituationen. Sprache als zentrales Medium schulischen Lernens durchzieht alle Fächer sowie das gesamte Schulleben. Sprachliches Lernen muss lebensbedeutsam sein. Sprache und Sprechen sind dabei sowohl handlungsbegleitend als auch handlungsleitend zu verstehen. Die Förderung kommunikativer und sprachlicher Kompetenzen wird unterrichtsimmanent realisiert.

 

Emotionen und soziales Handeln

Emotionen und soziales Handeln sind miteinander verknüpft und bedingen sich gegenseitig. Die Entwicklung von Kompetenzen zum gesellschaftlich akzeptierten und sozial angemessenen Umgang mit eigenen und fremden Emotionen führt zum Auf- und Ausbau sozialer Handlungsfähigkeit. Dies ist sowohl wichtig für das Zusammenleben in einer Gemeinschaft als auch für die persönliche und berufliche Integration jeder einzelnen Person innerhalb der Gesellschaft.

Die intensive Förderung der emotionalen und sozialen Entwicklung entsprechend dem individuellen Entwicklungsstand schafft Grundvoraussetzungen für schulisches Lernen und trägt dadurch zur erfolgreichen gesellschaftlichen Integration bei.

Ziel ist es, Schülerinnen und Schüler bei einer positiven Entwicklung im Bereich des emotionalen Erlebens und sozialen Handelns zu unterstützen. Dies erfolgt besonders durch eine Klassenführung, die klare Orientierung gibt und so im Hinblick auf herausfordernde Verhaltensweisen präventiv wirkt. Reaktive Interventionen beziehen sich auf erwünschte Verhaltensweisen im Sinne einer positiven Verstärkung und sollen zunehmend zu sozial angemessenem Handeln befähigen. Die Förderung im Entwicklungsbereich Emotionen und soziales Handeln ist immanenter Bestandteil des gesamten Schullebens und isoliert nicht umsetzbar. Hierbei wird sowohl von der einzelnen Lehrkraft als auch vom gesamten Kollegium ein hohes Maß an Erziehungskompetenz verlangt. Neben einem umfangreichen Methodenrepertoire der Lehrkraft bedeutet Erziehungskompetenz in diesem Zusammenhang auch, Interventionen entwicklungsgemäß auszuwählen und der jeweils erreichten Entwicklungsstufe der Jugendlichen anzupassen. Ein wertschätzendes Menschenbild und eine entsprechende subsidiäre pädagogische Haltung der Lehrkraft sind hierfür Voraussetzung.