mobile Navigation Icon

Berufsvorbereitung BS F » 3. Konzeptioneller Rahmen des Lehrplans

3. Konzeptioneller Rahmen des Lehrplans

Der modularisierte und differenzierte Lehrplan setzt sich aus acht Lernbereichen zusammen. Die Inhalte sind in Basis- und Wahlmodulen dargestellt.

Die Kompetenzerwartungen wurden mit den Ausbildungsrahmenplänen der Berufs- und Berufsfachschulen in Bayern abgestimmt. Die relevanten Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz wurden bei der Entwicklung zugrunde gelegt, sodass der erfolgreiche Abschluss der Mittelschule ermöglicht wird (§32 BSO-F).

3.1 Arbeit mit dem Lehrplan

Junge Erwachsene bereiten sich in einem von 14 Berufsfeldern sowohl innerhalb des Lernbereichs Berufliche Handlungsfähigkeit in Theorie und Praxis als auch in den allgemeinbildenden Lernbereichen auf eine nachfolgende Berufsausbildung oder Beschäftigung durch folgende Bausteine des Lehrplans vor:

  • Lernbereiche mit verpflichtenden Basismodulen
  • berufsspezifische Aufgaben als Anregung für die praktische Umsetzung der Basismodule im Lernbereich Berufliche Handlungsfähigkeit
  • Wahlmodule, die einer lernbereichsübergreifenden Vertiefung und Verknüpfung der Basismodule dienen

 

Anpassung der Inhalte

Die Unterrichtsplanung im Klassenteam berücksichtigt neben den Bedürfnissen der zu unterrichtenden Schülergruppe auch die schulischen und regionalen Gegebenheiten und ermöglicht somit eine klassen- und schulbezogene Ausrichtung.

Der zeitliche Rahmen für die einzelnen Basismodule und berufsspezifischen Aufgaben ergibt sich aus den Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler und den daraus abgeleiteten Absprachen im Klassenteam. Bei allen didaktisch-methodischen, inhaltlichen und organisatorischen Überlegungen durch das Lehrerteam ist zu beachten, dass das Zielniveau für die Berechtigung eines erfolgreichen Abschlusses der Mittelschule erreicht wird.

 

Vernetzung

Mit dem Ziel des Erwerbs von umfassender Handlungskompetenz werden die Kompetenzerwartungen sowohl innerhalb eines Lernbereichs als auch übergreifend vermittelt.

Die Gestaltung der Lern- und Förderprozesse im Lernbereich Berufliche Handlungsfähigkeit stellt das praktische Handeln eng vernetzt mit theoretischen Grundlagen in den Mittelpunkt. Realitätsnahe Handlungsräume aus dem Berufs- und Alltagsleben in wohnortnahen Arbeitsräumen und Werkstätten bilden die Basis bei der Vermittlung der Kompetenzen. Schülerinnen und Schüler erproben ihre erworbenen beruflichen Grundlagen in Praktika und nutzen dies als Möglichkeit für einen Einstieg in die Ausbildungs- und Arbeitswelt.

Die Kompetenzerwartungen der Lernbereiche Deutsch, Mathematik und Medienwelten sind gleichermaßen berufs- und alltagsbedeutsam. Schülerinnen und Schüler entwickeln diese Kompetenzen im Zusammenhang mit den jeweiligen Aufgabenstellungen lernbereichsübergreifend. Damit ist die Vermittlung dieser Kompetenzen sowohl Aufgabe des Unterrichts in dem Lernbereich Berufliche Handlungsfähigkeit als auch in den allgemeinbildenden Lernbereichen und erfordert eine enge Abstimmung im Lehrkräfteteam. Im Lernbereich Deutsch wird entsprechend des individuellen Förderbedarfs einzelner Schülerinnen und Schüler oder Schülergruppen differenziert durch Deutsch als Zweitsprache (DAZ). Förderunterricht bietet die Möglichkeit der individuellen Vertiefung und Vernetzung.

Im Hinblick auf die Lebensorientierung, Persönlichkeitsbildung und Gesundheit kommt den allgemeinbildenden Lernbereichen Lebensgestaltung, Politik und Gesellschaft, Religion/Ethik und Sport eine zentrale Rolle zu.

Im Lernbereich Lebensgestaltung bereiten sich die Schülerinnen und Schüler auf eine eigenverantwortliche, selbstbestimmte Lebensführung vor. Sie entwickeln Verantwortungsbewusstsein für sich und andere, um am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Dies ist grundlegend für die Möglichkeit zu einer selbstbestimmten Teilhabe in Staat und Gesellschaft, für die Entwicklung von Demokratieverständnis sowie die Ausbildung eines Wertekanons und ist somit eng mit dem Lernbereich Politik und Gesellschaft vernetzt.

 

Lernbereiche

Der Lehrplan umfasst folgende acht Lernbereiche, deren konkrete Kompetenzerwartungen in den jeweiligen Basismodulen benannt sind.

Für einen konfessionsgebundenen Unterricht in Evangelischer bzw. Katholischer Religionslehre greift die Lehrkraft auf die aktuell gültigen Fachlehrpläne für die Berufsschule und Berufsfachschule zurück.

 

Basismodule 

Die Kompetenzerwartungen werden in einzelnen Basismodulen spezifiziert und sollen sowohl innerhalb eines Lernbereiches als auch übergreifend vermittelt werden.

 

Verschiedene Modelle zur lernbereichsverbindenden Unterrichtsplanung finden sich in Kapitel 3.2, die Gestaltung und Möglichkeiten der Leistungsbewertung im Anhang.

 

Lernbereich Berufliche Handlungsfähigkeit

Die Kompetenzerwartungen des Lernbereichs Berufliche Handlungsfähigkeit gliedern sich in die für alle Berufsfelder verbindlichen berufsfeldübergreifenden Grundlagen und die jeweiligen berufsfeldspezifischen Grundlagen.

Die Auswahl und/oder Kombination der möglichen 14 Berufsfelder stellt die fachliche Schwerpunktsetzung des Lehrplans dar. Die Inhalte werden in Theorie und Praxis getrennt dargestellt, sind jedoch in enger Verknüpfung zu vermitteln.

 

Berufsspezifische Aufgaben

Diese Aufgaben enthalten Anregungen zur handlungsorientierten Umsetzung der berufsfeldspezifischen Basismodule und dienen der Vertiefung und Verknüpfung einzelner Lernbereiche. Umsetzungsbeispiele sind den einzelnen Berufsfeldern angegliedert.

Ausgehend von beruflichen Situationen erschließen sich die Schülerinnen und Schüler Erkenntnisse und Wissensstrukturen ganzheitlich über Handlungsprozesse (siehe Planungs- und Strukturierungsmodelle 3.2).

Die Schülerinnen und Schüler lernen, berufsfeldbezogene Aufgaben selbstständig zu planen, durchzuführen, Arbeitsergebnisse zu beurteilen und üben sich in konstruktivem Feedback. Die Lehrkräfte übernehmen dabei eine moderierende Rolle. Elemente sind individuelle Schwerpunktsetzung, Binnendifferenzierung sowie individuelle Unterstützung bei spezifischen Fragestellungen.

Die inhaltlichen Vorgaben der berufsspezifischen Aufgaben sind als Gerüst zu betrachten und können und sollen von den Lehrkräften vor Ort angepasst, aktualisiert und weiterentwickelt werden. Der Einsatz einer berufsspezifischen Aufgabe ist verpflichtend in der Mindestanforderung eines lernbereichsverbindenden Themas (siehe 3.2 Unterricht auf Grundlage von lernbereichsverbindenden Themen).

 

Wahlmodule

Wahlmodule sind den Lernbereichen nicht fest zugeordnet und können in Umfang und Anzahl entsprechend den Lernvoraussetzungen der jungen Erwachsenen frei gewählt, angepasst und erweitert werden. Sie enthalten Impulse zur handlungsorientierten Umsetzung der Basismodule, dienen der Vertiefung und Vernetzung. Der Einsatz der Wahlmodule ist nicht verpflichtend.

 

 

 

3.2 Planungs- und Strukturierungsmodelle

Im Rahmen der Berufsvorbereitung bedarf es einer Vielfalt von Lernwegen, Methoden und Organisationsformen, um effektive Lern- und Förderprozesse für den Erwerb von Kompetenzen zu strukturieren und zu gestalten.

Für die unterrichtliche Umsetzung bieten sich folgende inhaltliche bzw. methodische Strukturierungs- und Planungsmodelle an:

  • lernbereichsverbindendes Thema
  • projektorientierte Aufgabe
  • berufsspezifische Aufgabe zur Umsetzung eines Lernfeldes
  • Qualifizierungsbaustein

Die Modelle unterscheiden sich hinsichtlich des Anspruchs, des zeitlichen Umfangs, der Ergebnisse und der erreichbaren Qualifikationen. Mit ihrer Hilfe wird das in einer späteren Berufsausbildung, im Rahmen des Unterrichts in Lernfeldern geforderte selbstständige Planen, Ausführen und Kontrollieren angebahnt. Dabei ist auf eine enge Verzahnung von Theorie und Praxis besonders zu achten.

Besondere Leistungen können in Form eines Zertifikats (BSO-F § 30 (5)) durch die Schule bestätigt werden.

 

Unterricht auf Grundlage von lernbereichsverbindenden Themen

Der Lernbereich Berufliche Handlungsfähigkeit und die berufsspezifischen Aufgaben bieten beispielhafte Lernanlässe, anhand derer unterschiedliche Kenntnisse und Fertigkeiten unmittelbar in einen Anwendungszusammenhang gestellt werden. Im Mittelpunkt steht ein Gesamtergebnis, dessen unterschiedliche Aspekte aus den einzelnen Lernbereichen heraus entwickelt werden. Der Lern- und Förderprozess sollte pro Thema in der Regel 20 Unterrichtsstunden nicht überschreiten.

Unterricht auf Grundlage von projektorientierten Aufgaben

Eine projektorientierte Aufgabe, die auf ein Produkt oder eine Dienstleistung abzielt, wird lernbereichsübergreifend bearbeitet und ist vom Lehrerteam frei wählbar. Die allgemeinbildenden Basismodule und berufsspezifischen Aufgaben des Lernbereichs Berufliche Handlungsfähigkeit bieten vielfältige Umsetzungsmöglichkeiten.

Der Kompetenzzuwachs für die jungen Erwachsenen ergibt sich sowohl aus dem Verlauf des Arbeits- und Lernprozesses als auch aus dem Handlungsergebnis. Als Phasen sind Zielsetzung und Planung, Durchführung, Dokumentation und Präsentation sowie Überprüfung zu unterscheiden. Die Schülerinnen und Schüler erproben insbesondere, komplexe Aufgabenstellungen in der Gruppe zunehmend selbstständig zu bearbeiten.

Für eine projektorientierte Aufgabe sollten in der Regel maximal 40 Unterrichtsstunden aufgewendet werden.

 

 

Unterricht auf der Grundlage von Lernfeldern

Das Lernfeldkonzept bildet den methodischen Rahmen für die Vermittlung von berufsbezogenen Kompetenzen in der dualen Ausbildung. Lernfelder sind didaktisch begründete und schulisch aufbereitete berufliche Handlungsfelder, mit denen ein Lernen im Arbeitsprozess intendiert wird. Ausgangspunkte sind Aufgabenstellungen, die nach dem Prinzip der vollständigen Handlung bearbeitet werden und die verschiedene Lernbereiche bei größtmöglicher Eigenaktivität der Schülerinnen und Schüler verbinden. 

In der Berufsvorbereitung stellt diese komplexe Art der Unterrichtsgestaltung oft noch eine große Herausforderung dar. Deshalb wird hier das Lernfeldkonzept nur angebahnt und in reduzierter Form umgesetzt. Ausgehend vom lernbereichsverbindenden Thema sollen die Schülerinnen und Schüler, insbesondere im Berufsvorbereitungsjahr, auf den Unterricht in Lernfeldern vorbereitet werden. Die konkrete Zusammenstellung von Inhalten für eine Aufgabe zur Umsetzung eines Lernfeldes nimmt das Lehrkräfteteam vor. Der Lern- und Förderprozess sollte in der Regel 80 Unterrichtsstunden nicht überschreiten.

 

Unterricht auf Grundlage von Qualifizierungsbausteinen

Qualifizierungsbausteine bieten Jugendlichen die Chance, ihre berufliche Bildung zu erweitern, indem sie sich fachpraktische und fachtheoretische Fertigkeiten und Kenntnisse entsprechend der Ausbildungsrahmenpläne aneignen. Durch die verbindlichen Vorgaben erhöht sich die realistische Einschätzung für das Vorhandensein der erforderlichen beruflichen Kompetenzen sowohl bei den jungen Erwachsenen selbst als auch bei Außenstehenden, Betrieben oder Arbeitsagenturen.

Qualifizierungsbausteine stellen inhaltlich und zeitlich begrenzte Lerneinheiten dar, die aus Inhalten anerkannter Ausbildungsberufe oder einer gleichwertigen Berufsausbildung entwickelt sind[1].

§ 69 BBiG regelt die Anforderungen an einen Qualifizierungsbaustein. Dieser muss von den zuständigen Stellen (Handwerkskammer/Industrie- und Handelskammer) bestätigt und genehmigt werden. Gemäß den Vorgaben der Berufsausbildungsvorbereitungs-Bescheinigungsverordnung (BAVBVO) ist festgelegt, wie die Qualifikationen zu bescheinigen sind.

3.3 Betriebsnahe Lern- und Arbeitsprozesse

Das Lernen in realen Arbeitsprozessen ermöglicht den jungen Erwachsenen vielfältige Einblicke in die Berufs- und Arbeitswelt. Berufliche Perspektiven werden realitätsnah erfasst und durch schulische Lernprozesse unterstützt, ergänzt und vertieft. Durch den Bezug zur Arbeitswelt erproben, erweitern und reflektieren Schülerinnen und Schüler erworbene Kenntnisse. Berufsbezogene Aufgabenstellungen und fachpraktische Übungen bieten ihnen die Chance, die eigenen Stärken und Fertigkeiten zu erkennen, zu festigen, weiterzuentwickeln und mit der Arbeitswelt in Beziehung zu setzen. Durch diesen Prozess können junge Erwachsene eine realistische berufliche Perspektive entwickeln.

 

Lernen im Betrieb - Betriebspraktikum

Das Lernen unter betrieblichen Bedingungen ermöglicht den Schülerinnen und Schülern das Anwenden, Üben und Vertiefen bereits erworbener Kompetenzen. Die Vorbereitung, die individuelle Begleitung und die Auswertung der Praktika wird durch das Klassenteam koordiniert und umgesetzt. Bei der Auswahl der Praktikumsbetriebe ist auf eine individuelle Passung im Hinblick auf das Persönlichkeits- und Kompetenzprofil der Jugendlichen zu achten und die angestrebte Beschäftigungs- oder Ausbildungsmöglichkeit zu berücksichtigen.

Im Rahmen der vollschulischen Berufsvorbereitung sind mindestens zwei vierzehntägige Betriebspraktika verpflichtend durchzuführen.

 

Produktorientiertes Lernen

Betriebsnahe Arbeitssituationen werden in Form von Auftragsarbeiten in den Fachräumen der Berufsschule realisiert. Diese sind nicht auf Gewinnerzielung ausgerichtet, sondern dienen der Anwendung und Vertiefung beruflicher Handlungskompetenz.

 

Lernen im eigenen Unternehmen

In Übungs- oder Schülerfirmen können sich Schülerinnen und Schüler in unterschiedlichen Arbeitsbereichen ausprobieren und so ihre Fähigkeiten und Talente entdecken und ausbauen. Die Arbeit fördert neben zielorientiertem Denken und Handeln die Selbstständigkeit, das Verantwortungsgefühl und Selbstvertrauen. Durch die Arbeit im Team werden soziale und kommunikative Kompetenzen gestärkt. Auf einschlägige Bestimmungen und Gesetze ist dabei zu achten.
 

Übungsfirma

Eine Übungsfirma ist ein fiktives Unternehmen, in dem betriebliche Vorgänge weitgehend wirklichkeitsnah simuliert werden. Im Austausch mit anderen Übungsfirmen wird mit virtuellen Waren und Geld gehandelt.

 

Schülerfirma

In einer Schülerfirma planen, produzieren und verkaufen Schülerinnen und Schüler Produkte oder Dienstleistungen im Rahmen eines Schulprojekts mit pädagogischer Zielsetzung. Dazu gehören auch die Einbeziehung und Zusammenarbeit verschiedener Abteilungen innerhalb der Schule. Die Organisation einer Schülerfirma orientiert sich an realen Unternehmen und operiert unter dem rechtlichen Schutz der Schule mit Umsatz und Gewinn in begrenztem Umfang.


[1] https://www.bibb.de/de/11087.php

 

 

nach oben